Bau und StreckeneröffnungAm 1. Oktober 1853 fuhr der erste Dampfzug in den Bahnhof Mühlacker ein. Die Bahnstation lag an der 52,13 Kilometer langen „Württembergischen Westbahn“,zwischen Bruchsal und Bietigheim. Sie sollte das Königreich Württemberg mit dem Großherzogtum Baden verbinden. In Bruchsal mussten die Züge in einem eigenen Bahnhof halten, da zu dieser Zeit das badische Schienennetz mit 1,6 Meter Breitspur betrieben wurde.
Das Empfangsgebäude Mühlacker
Das axial angelegte Empfangsgebäude war ein zweistöckiges, symmetrisches Gebäude mit Satteldach, das aus Sandstein errichtet wurde. Das Gebäude entwarf der Hochbauinspektor Gottlob Spindler. Es unterschied sich deutlich von den Bahnbauten des Oberbaurats Karl Etzel. So wurde der Eingangsbereich durch rote und gelbe Sandsteine markiert. Die Bahnhofsuhr befand sich unterhalb des Giebels. Im Gebäude gab es eine Schalterhalle mit Post-, Fahrkarten- und Gepäckschalter sowie Durchgänge zu den zwei Warteräumen der I. und II. sowie der III. Klasse. Hinter dem Postschalter gab es einen Telegrafenraum. Über einen Seiteneingang konnte das Obergeschoss mit den Wohnräumen erreicht werden.Der Bahnhof verfügte über drei Gleise, die zu einer Drehscheibe führten. Das ermöglichte den Rangierbetrieb zu dem Wagen- und Maschinenschuppen. Ein Güterschuppen mit Rampe, ein Pumpwerk und ein „Ökonomiegebäude“ (Toilettenhaus) gehörten ebenfalls zur Erstausstattung des Bahnhofs.Weitere Streckeneröffnungen, Ausbauten oder Änderungen•Am 1. Juni 1863 begann der Bahnbetrieb auf der 12,63 Kilometer langen Strecke der Großherzoglich Badische Staatseisenbahnen (BadStB) von Pforzheim nach Mühlacker. Der Grenzbahnhof Mühlacker wurde dafür wesentlich erweitert. So entstand ein eigener „Badischer Bahnhof“ im westlichen Bahnhofsteil. Das Stationsgebäude der BadStB entstand auf dem ehemaligen Stationsgarten. An dem dreistöckigen Mittelteil mit Walmdach gab es an beiden Seiten jeweils einen zweistöckigen Anbau. •Es entstanden ein Maschinen- und Wagenschuppen, ein großer gemeinschaftlicher Güterschuppen und ein Dienstgebäude. Zwischen den Bahnen gab es einen 250 Meter langen überdachten Inselbahnsteig. Das württembergische Empfangsgebäude wurde im Westen durch einen Anbau verlängert, der im Wesentlichen für die Restauration (Bahnhofsgaststätte) genutzt wurde.•1869 erweiterte die BadStB die Strecke nach Pforzheim um ein zweites Streckengleis.•1885 ließ die Königlich Württembergische Staats-Eisenbahnen (K.W.St.E) das Empfangsgebäude um ein Stockwerk erhöhen. An der östlichen Seite erweiterte man es durch einen einstöckigen Anbau für die Post.•1890 wurde die Strecke nach Bretten zweigleisig ausgebaut.•Am 1. April 1920 wurden die beiden Staatsbahnen in die Deutsche Reichsbahn (DR) eingegliedert.•1941 baute man eine Verbindungskurve zwischen den beiden Bahnstrecken, was ein „Kopfmachen“ der Züge nicht mehr notwendig machte.•Im Zweiten Weltkrieg wurde der Bahnhof durch Bombenangriffe zum Teil schwer beschädigt.•Nach dem Krieg begann der Wiederaufbau. Dabei wurden die Bahnhochbauten instand gesetzt und der zerstörte badische Lokomotivschuppen wieder aufgebaut.•1959 ersetzte ein neues Stellwerksgebäude die alten mechanischen Stellwerke, die abgerissen wurden.Was hat sich verändert, was ist gebliebenDas Empfangsgebäude sowie das Dienstgebäude des württembergischen Bahnhofs sind im Wesentlichen bis heute erhalten geblieben. Vom badischen Bahnhof ist ein Dienstgebäude, das sich hinter dem Lokschuppen befindet noch in seinem Urzustand.
Bahnhof um 1816
Luftaufnahme
Bilder Mühlacker
Die Eisenbahn “kam” am 1. Oktober 1853 nach Mühlacker. Also 18 Jahre nach der Eröffnung der ersten Eisenbahn von Nürnberg nach Fürth 1835. Mühlacker hatte zu diesem Zeitpunkt 2.400 Einwohner (Ende 2020 waren es 26.093 Einwohner).
Bahnstation Mühlacker
Mühlacker - Bf - TMM2 : 94B2 : SD43-Aug19
Planung und KonzessionDurch Württembergisches Gesetz vom 18. April 1843 (Württembergisches Regierungsblatt Jahrgang 1843 Nr 19 Seite 277) erhielten die Königlich Württembergische Staats-Eisenbahnen die Genehmigung zum Bau und Betrieb einer Eisenbahn von Ludwigsburg Pbf nach Bietigheim (Württ.) und einer Eisenbahn von Bietigheim (Württ) - Vaihingen (Enz) Reichb.-Mühlacker-Maulbronn Hbf - Bezirksgrenze Bretten.Durch Staatsvertrag zwischen Württemberg und Baden vom 4. Dezember 1850 (Badisches Regierungsblatt Nr XLIV Jahrgang 1851 Seite 519) erhielten die Königlich Württembergische Staats-Eisenbahnen die Genehmigung zum Bau und Betrieb einer Eisenbahn von Bretten nach Bruchsal.Die von den Württembergischen Staatseisenbahnen auf Grund des Staatsvertrages vom 4. Dezember 1850 auf badischem Gebiet erbaute und auch betriebene Strecke Bretten-Bruchsal wurde durch Zusatzvertrag vom 15. November 1878 zu vorgenanntem Staatsvertrage von den Badischen Staatseisenbahnen angekauft und am 15. Oktober 1879 übernommen (Württembergisches Regierungsblatt 1879 Nr 8).Durch Badisches Gesetz vom 7. Mai 1858 (Badisches Regierungsblatt XIX vom 15. Mai 1858 Seite 185) erhielten die Badischen Staatseisenbahnen die Genehmigung zum Bau und Betrieb einer Strecke von Pforzheim nach Mühlacker.Über den Bau der Strecke Pforzheim-Mühlacker wurde ein Staatsvertrag zwischen Baden und Württemberg am 6. November 1860 abgeschlossen (Württembergisches Regierungsblatt 1861 Nr 1 Seite 3).